10. Juni 2021

Aktiv oder passiv - oder ist das die falsche Frage?


„Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an - und wenn sie nach 20 Jahren aufwachen, werden sie reich sein. (Andre Kostolany)

Was Kostolany beschreibt, ist eine passive Buy-and-hold-Strategie.

Aber man muss anfänglich aktiv Aktien kaufen. 

Aber welche Aktien kaufen? 

Und über wie viele Jahre halten? 

20 Jahre?

Für immer?

Vor 20 Jahren gab es den Neuen Markt.

Zukunftsbranchen waren auch damals schon das Internet, Kommunikation und Biotech.

Kommen wir nun zu ETF.

Bei genauer Betrachtung ist passives Investieren mit ETFs alles andere als passiv. 

Indizes sind keine konstanten Gebilde.

Sie unterliegen ständigen Veränderungen.

Gerade wird Wirecard aus dem DAX entfernt.

ETF waren zur Zeit von Kostolany noch nicht verbreitet.

ETFs sind börsengehandelte Indexfonds. 

Anstatt sich bei der Auswahl von ein oder zwei Dutzend Einzeltiteln zu verzetteln, lassen sich jetzt mit wenigen Klicks ganze Wertpapierkörbe erwerben, definiert durch einen Index wie den Dax oder den S&P 500. 

So können Anleger einfach und effektiv über verschiedene Anlageklassen und Regionen breit gestreut investieren. 

Statt Einzeltitel also ETFs ins Depot?

Buy-and-hold oder passives Anlegen nennt man diese Strategie. 

Aber auch ETF muss man zunächst einmal aktiv kaufen.

Und wie passiv sind sie wirklich? 

Indexzusammensetzungen und -gewichtungen ändern sich ständig. 

Die Zusammensetzung des DAX veränderte sich in den letzten 25 Jahren 42-mal. 

Einmal gekaufte Indexfonds haben nach 20 Jahren vielleicht nur noch wenig mit dem gemein, was der Anleger beim Aufwachen vorfindet. 

Nicht nur die Zusammensetzung, auch die Anzahl der Unternehmen in ein und demselben Index kann im Zeitablauf variieren. 

Der MDAX startete 1996 mit 70 Titeln, wurde 2003 auf 50 Werte reduziert und 2018 wieder auf 60 erweitert. 

Der SDAX war bei seiner Einführung 1999 mit 100 Werten bestückt, wenige Jahre später waren es nur noch 50 und aktuell sind es 70.

Die Prinzipien, nach denen Börsenindizes konstruiert und angepasst werden, sind komplex und sind Veränderungen ausgesetzt.

Sie basieren auf quantitativen Kenngrößen der Unternehmen, wie Aktienkurs, Grundkapital, Börsenumsatz und Streubesitz. 

Aber auch auf der Branchenzugehörigkeit und auf der Erfüllung von Transparenzstandards.

Die Gewichtung, mit der eine Aktie in die Indexberechnung einfließt, bestimmt, welchen Anteil seines Geldes der Indexfondsanleger in diese Aktie investiert. 

Die Berechnung ist nicht trivial. 

In der DAX-Familie werden die Gewichte im Wesentlichen durch die sogenannte Streubesitz-Marktkapitalisierung (Free Float) bestimmt. 

Neben der Gewichtung nach Marktkapitalisierung gibt es auch die sogenannte Preisgewichtung. 

Welche Unternehmen in den Index aufgenommen und welche aussortiert werden, entscheidet sich nicht immer anhand fester Regeln. 

Beim S&P 500, einem der wichtigsten US-Aktienindizes, bestimmt ein Komitee über die Indexzusammensetzung. 

Von Buy-and-hold kann bei Indexfonds also keine Rede sein. 

"Aktiv" innerhalb des ETF.

Die Käufe und Verkäufe des Anlegers werden von anderen getroffen.

Das ist aus Sicht des Anlegers wiederum "passiv".

Er muss nicht Handeln.

Das machen Prinzipien der Indexzusammensetzung sowie Komitees für ihn.

Eigentlich nicht viel anders als bei einem Investment in aktiv gemanagte Fonds. 

"Aktive" Fonds werfen wiederum weniger Rendite ab.

Das trifft auf etwa 85 Prozent von ihnen zu.

Die Finanzbranche weiss sich aber zu helfen.

Es gibt zahlreiche "aktiv gemanagte" Fonds ("so bezeichnet"), die aber tatsächlich passiv investieren.

Also hohe Gebühren trotz ETF-ähnlicher Fondsstruktur.

Das muss man als Anleger aber erst einmal durchschauen. 

Realistisch betrachtet ist die Unterscheidung „aktiv oder passiv“ auch nicht die entscheidende Frage. 

Sowohl ETF als auch Einzelaktien müssen zunächst aktiv gekauft werden.

In beiden Fällen sollte man sich darüber ausführlich informieren.

Wenn man diese nicht verkauft (buy and hold), ist das passiv.

Und die Gebühren sind in beiden Fällen niedrig.

Aktiv gemanagte Fonds sind hauptsächlich wegen ihrer Gebühren schlechter als der Index.

Wer also 30 einzelne Aktien kauft, schafft sich seinen eigenen "Fonds".

Und wer diese 20 Jahre hält, der hat ebenfalls keine zusätzlichen Kosten.

Und sollte eine erhöhte Rendite erreichen können.

Und er hat dafür bewusst von ihm selbst ausgewählte Unternehmen in seinem "Fonds".

Favoriten für einen solchen Fonds wären nachweislich langfristig erfolgreiche Unternehmen wie Dividendenkönige oder -aristokraten.

Ich denke, eine solche Auswahl wäre im Sinne von Kostolany.

Nach 20 Jahren aufwachen und reich werden!

Ein Traum!

Letztlich kommt es auf die Rendite der gekauften Aktien an.

Egal, ob durch einen ETF oder einzelne Aktienkäufe.

Warum nicht in essen, trinken, Körperpflege und Tabak investieren?

Langweilig .... gähn ...

Aber da weiß man, was man hat.

Die Unternehmen auf meiner Watchlist haben allesamt eine lange und erfolgreiche Geschichte.

Sie besitzen Marken mit lange andauernden Erfolgsgeschichten.

Die Produkte werden immer gekauft - auch in Krisenzeiten.

Das würde mich ruhig schlafen lassen.