14. Juli 2020

Konzentriere dich auf das Unternehmen - Krise als Chance


Wenn wir investieren, sehen wir uns als Unternehmensanalysten – nicht als Marktanalysten, nicht als Volkswirtschaftsanalysten und noch nicht einmal als Wertpapieranalysten.

(Warren Buffett)

Was will Warren Buffett uns damit sagen?

Er blendet den Aktienmarkt aus. 

Er kümmert sich nicht darum, ob der Dow Jones bei 20.000 oder 22.000 oder 15.000 Punkten steht. 

Das ist für ihn nicht von Interesse.

Das gilt auch für die Volkswirtschaft.

Wie es wirtschaftlich um ein spezifisches Land oder um die Weltwirtschaft bestellt ist, ist ebenfalls generell nicht von Belang.

Eine Einschränkung ist zu machen bei wirklich massiven Verwerfungen wie momentan in der Corona-Pandemie oder zu Zeiten der Dotcom-Blase um 2000.

Momentan zögert Warren Buffett mit Investitionen, da er die Weltwirtschaft im ganzen nicht wirklich einschätzen kann. Das war aus der Jahreshauptversammlung von Berkshire in 2020 deutlich herauszuhören.

Er redete auffällig häufig über die langfristigen Erfolgsaussichten von Aktien und vermied jede kurzfristige Aussage.

Dabei geht es aber wohl eher darum, dass sein Unternehmen Berkshire als großer Versicherungskonzern bei einem massiven Wirtschaftseinbruch erhebliche Zahlungen zu leisten und Einbußen hinzunehmen hat.

Und das insbesondere in den USA.

Von daher ist es eher die Sorge um die eigene Liquidität bei Berkshire.

Solche gewaltigen volkswirtschaftlichen Beeinträchtungen passieren allerdings lediglich alle zehn Jahre ("ganz grob gesprochen").

Wenn überhaupt.

Und warum sieht er sich nicht als Wertpapieranalyst?

Gute Aktien sind zumeist dann "billig", wenn das Unternehmen eine Krise durchmacht.

Gewinne, Umsätze, KGV und die üblichen Kennzahlen sind negativ.

Das erfahren wir auch jetzt während der Corona-Pandemie.

Es ist jetzt an der Zeit, die üblichen Kennzahlen zu überdenken.

Ich gehe davon aus, dass meine Unternehmen Einbußen erleiden, aber mittelfristig wieder in "die Spur finden". 

Sich also wieder erholen werden.

Ich gehe sogar davon aus, dass meine herausragenden Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen werden.

Von daher blende ich die negativen Kennzahlen aus, sehe sie als kurzfristig an und arbeite mit den Umsatzrenditen, Umsatzzuwächsen und Gewinnsteigerungen, die vorher erwirtschaftet wurden.

Schreibe diese fort. 

Ergänzt um einem Krisenabschlag.

Beispiel: Gewinne 100 (in 2018), 110 (in 2019), 90 (in 2020 aufgrund Pandemie). 

Wahrscheinlich sind weitere Einbußen, aber ich führe die Zahlen für 2018 und 2019 fort.

Also den 10-prozentigen Gewinnanstieg mit Krisen-Abschlag. 

Also etwa 116 (für 2020), 122 (für 2021), 130 (für 2022) usw.

Das ist die grobe Grundlage meiner Aktienanalyse.

Aber ganz wesentlich für diese Einschätzungen ist das spezifische Unternehmen.

Von daher sieht sich Warren Buffett in Krisenzeiten und auch ansonsten eigentlich ausschliesslich als Unternehmensanalyst.

Es geht um das ganz genaue Kennen des Unternehmens. 

Stärken, Schwächen, Marktstellung, Fabriken, Management usw.

Und das muss man sich vorher - im wahrsten Sinne des Wortes - erarbeiten durch das Erlangen vieler Informationen.

Und nur Unternehmen (Aktien), denen man zutraut, eine gewaltige Krise gut zu überstehen, sollten gekauft werden. 

Solche Krisen können von außen durch eine Pandemie oder eine Immobilienblase auftreten.

Aber auch von innen durch kurzfristige Managementfehler wie bei Kraft Heinz.

Wesentlich ist die innere Überzeugung des Aktionärs zum Unternehmen.

Und wer es mental schafft, solche Aktien (Unternehmen) zu kaufen oder auch nachzukaufen, der wird überdurchschnittliche Renditen erzielen.

Und zwar gerade in Krisenzeiten, auch wenn das zu dem Zeitpunkt noch nicht absehbar ist.